Die Legende des Beowulf
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Die Legende des Beowulf
Beowulf ist ein computeranimierter Fantasyfilm aus dem Jahr 2007 vom Regisseur Robert Zemeckis. Die Motive des Films basieren auf dem altenglischen Heldengedicht „Beowulf“ aus dem Codex Cotton Vitellius, der um 1000 n. Chr. geschrieben wurde. Das Gedicht entstand vermutlich nach dem Jahr 700 und spielt vor 600 n. Chr. in Skandinavien.
Handlung
Eine nordische Stadt und ihr König Hrothgar (Anthony Hopkins) werden von dem Ungetüm Grendel (Crispin Glover) tyrannisiert. Das Monster, im Film einer verwesenden Leiche ähnlich, sucht gezielt die Methalle Hrothgars heim. Zunächst ist nicht klar, warum Grendel das tut, nur Hrothgar scheint etwas darüber zu wissen. Er verspricht demjenigen, der das Ungeheuer tötet, die Hälfte seines Goldschatzes. Eines Tages landet der erfahrene gautische Krieger Beowulf (Ray Winstone) mit 14 Gefährten an der Küste und verpflichtet sich beim König, Grendel zu töten.
Nach einem Wortgefecht mit dem Berater des Königs, Unferth (John Malkovich), bei dem Beowulf von seinen Heldentaten berichtet, lockt er das Monster in die große Halle der Stadt – Grendel wird von Tanz, Gesang, und Freude angezogen – und stellt sich dort nackt und waffenlos dem Angreifer. Mit großem Mut und nach einem Angriff auf Grendels empfindliches Gehör gelingt es ihm, Grendel den linken Arm abzutrennen. Grendel, der zuvor drei von Beowulfs Männern tötete, flieht jammernd in sein Versteck, wo er zu Füßen seiner Mutter (Angelina Jolie) stirbt. Rasend vor Wut gelangt diese zur Stadt, und sucht Beowulf in einem Traum heim, bevor sie alle seine Männer – bis auf Beowulfs besten Freund Wiglaf (Brendan Gleeson), welcher sich nicht in der Halle befand – tötet und an der Decke aufhängt. Beowulf, der von König Hrothgar ein goldenes Horn als Lohn erhielt, macht sich auf den Weg zu der Höhle, in der Grendels Mutter, ein „Wasserdämon“, haust.
In ihrer Höhle jedoch verfällt Beowulf ihrer Schönheit und ihrem verlockenden Angebot und zeugt einen Sohn mit ihr, wofür sie ihm verspricht, ihn zum mächtigsten König auf Erden zu machen. Der Wasserdämon setzt jedoch eine Frist für die Vereinbarung: Sobald das Füllhorn, das Beowulf ihr überlässt, den Weg zurück in die Stadt finde, sei das Abkommen nichtig, und die „Sünden der Väter“ werde Beowulf heimsuchen. Bei der Rückkehr ins Dorf verkündet Beowulf, dass er das „Meerweib“ getötet habe. Einzig König Hrothgar, der, wie sich später herausstellt, einst mit dem Wasserdämon das Ungetüm Grendel zeugte, glaubt ihm nicht. Er verfügt, dass im Falle seines Todes Beowulf der neue König wird, stellt Beowulf zur Rede und stürzt sich aus dem Fenster ins Meer.
Ein im Film aufgegriffenes Motiv der Beowulf-Sage: Beowulf wird von der Küstenwache empfangen. Bild von Evelyn Paul.
Nach einem Zeitsprung – die Protagonisten sind erheblich gealtert – kehrt das von Unferth’ Sklaven Cain (Dominic Keating) gefundene Füllhorn ins Dorf zurück. Beowulf macht sich voller Furcht auf den Weg zur Höhle – immer noch die Wahrheit über das Meerweib verschweigend –, um das Füllhorn zurück zu Grendels Mutter zu bringen. Diese jedoch macht ihre Drohung wahr und stellt Beowulf seinen eigenen Sohn vor, der in Gestalt eines gigantischen feuerspeienden Drachen in der Höhle haust. Daraufhin hetzt sie den Drachen auf die Stadt. Beowulf und sein Freund Wiglaf reiten ihm hinterher.
Es kommt zum finalen Kampf zwischen dem Drachen und Beowulf. Dieser rammt dem Drachen einen Dolch in den Rücken, an dem er sich im Flug festhält. Der Drache fliegt an den Klippen vorbei zum Bergfried hinauf, wo Beowulfs Gemahlin Königin Wealthow (Robin Wright Penn) und seine Geliebte Ursula (Alison Lohman) in der Falle sitzen. Während der Drache Versuch um Versuch unternimmt, die beiden mit seinem Feueratem zu verbrennen, schafft es Beowulf, dem Monster ein Schwert durch eine dünne Haut am Hals zu stoßen, wodurch er ihn seines Feueratems beraubt. Während dieser versucht, die Frauen zu verschlingen, erkennt Beowulf, dass direkt hinter der durchstoßenen Stelle das Herz des Drachen schlägt und versucht, es mit dem Schwert herauszuschneiden. Doch sein Schwert ist zu kurz. Beowulf, der mit einer Kette, die um den Hals des Ungetüms geschlungen ist, verbunden ist, kommt nicht nahe genug an das Herz heran und sieht daher keine andere Möglichkeit, als sich selbst den Arm abzuschneiden. Dabei verliert er sein Schwert, kann aber mit seinem anderen Arm in der Wunde des Drachen das Herz erreichen und es herausreißen. Der Drache stürzt mit Beowulf auf den Strand, wo er schmilzt und sein Körper sich in den goldenen menschlichen Leib von Beowulfs Sohn verwandelt. Wie zuvor Hrothgar nimmt das Meer ihn fort, bevor Beowulf mit ihm reden kann. Sein Freund Wiglaf will Beowulf retten und eilt zu ihm an den Strand, doch der König ist tödlich verletzt und ernennt Wiglaf vor seinem Tod zu seinem Nachfolger. Der neu gekrönte König Wiglaf sieht schließlich dabei zu, wie das Schiff mit dem Leichnam Beowulfs brennend untergeht. In diesem Moment taucht aus dem Wasser das Meerweib auf. Der Film endet, als sie den neuen König lange anstarrt und es offen bleibt, ob der Kreislauf der „Sünden der Väter“ sich mit ihm fortsetzt.
Hintergrund
* Wie zuvor Der Polarexpress wurde der Film mittels Motion Capture erstellt, komplett in das IMAX-3D-Format umgewandelt und in IMAX-Kinos vorgeführt.
* Die Produktionskosten betrugen schätzungsweise 70 Millionen US-Dollar. In Deutschland startete der Film am 15. November 2007; in den US-amerikanischen Kinos am 16. November 2007, nachdem am 5. November die Weltpremiere im kalifornischen Westwood stattgefunden hatte.
* Die Filmkritik war gespalten; einerseits wird häufig die technische Brillanz des 3D-Animations-Verfahrens und seiner filmischen Umsetzung in spektakuläre Bilder gelobt, andererseits wird vielfach die Schwäche der Charakterzeichnung und der Erzähltechnik kritisiert, die eben vor allem auf die vordergründigen visuellen Effekte setze. Schauspielerisch sei Beowulf eher stimmlich als bildlich eindrucksvoll.
* Die Legende von Beowulf ist bereits die dritte Verfilmung des bekannten Stoffs. 1999 interpretierte Graham Baker die Geschichte mit Christopher Lambert in der Titelrolle. 2005 kam Sturla Gunnarssons Beowulf & Grendel mit Gerard Butler in die Kinos.
Unterschiede zwischen Film und Heldengedicht
* Die „Sünden der Väter“ taucht im Heldengedicht nicht auf.
* Im Heldengedicht wird Grendels Mutter als hässliche Meerhexe beschrieben, während sie im Film als verführerische Meerfrau (vgl. Succubus) dargestellt wird. So verführt sie Beowulf und verspricht ihn zum mächtigsten König aller Zeiten zu machen, wenn er ihr dafür einen Sohn (der spätere Drache) schenkt. Im Heldengedicht erschlägt Beowulf Grendels Mutter mit einem Riesenschwert, das von keinem normalen Kämpfer getragen werden konnte.
* Das Ungeheuer Grendel ist nur im Film König Hrothgars Sohn.
* König Hrothgar begeht im Film Selbstmord, im Heldengedicht nicht.
* Beowulf wird im Heldengedicht nicht Nachfolger des Dänenkönigs Hrothgar, sondern erbt als Neffe den Thron des Gautenkönigs Hygelac, nachdem dieser und seine drei Söhne im Kampf gefallen waren.
* Die Figur der Ursula, die Geliebte Beowulfs, taucht im Heldengedicht nicht auf.
* Wiglaf ist im Film Beowulfs treuester Kampfgefährte und bester Freund, im Heldengedicht ist er ein junger Mann, mit dessen Hilfe Beowulf den Drachen tötet. Er wird auch nicht Beowulfs Nachfolger.
* Königin Wealthow wird nur im Film von Beowulf begehrt und auch nur dort seine Gemahlin.
* Der Drache ist, anders als im Film, im Heldengedicht nicht der Sohn von Grendels Mutter und Beowulf.
* Der Goldene Pokal (Füllhorn) taucht im Heldengedicht als Bestandteil des Schatzes auf, der von dem schlafenden Drachen bewacht wird. Erst sein Diebstahl führt zu Angriffen und Verwüstungen durch das feuerspeiende Sagentier.
* Im Film wird Beowulf auf einem Wikingerschiff bestattet, das brennend auf das offene Meer hinaustreibt. Bevor es versinkt wird der Leichnam von der (aus dem Meer auftauchenden) verführerischen Meerfrau küssend umarmt. In der Legende wird der Körper des Königs auf einem Scheiterhaufen verbrannt und dann mit dem fluchbeladenen Drachenschatz in einem Hügelgrab bestattet.
Sonstiges
Kurz bevor Beowulf den Kampf mit Grendel aufnimmt, greift Beowulfs Krieger Hondscioh den Grendel an und schlägt ihm ein Schwert in den Kopf (allerdings ohne dass Grendel davon stirbt; es fließt nur etwas gelbes Blut aus der Wunde, und das Schwert bleibt stecken). In diesem Moment kann man deutlich die Inschrift „VLFBERH“ auf der Klinge lesen. Schwerter mit der Inschrift „+VLFBERH+T“ (das „T“ nach dem Kreuz fehlt im Film) gibt es wirklich; das älteste stammt aus dem 9. Jh., das jüngste aus dem 11. Jh., insgesamt sind es 120 Schwerter, alle nordeuropäischer Herkunft. Vermutlich war VLFBERHT ursprünglich der Herstellername (Ulfbert), später diente dieser Name als Qualitätsbezeichnung. Bei Schwertern mit der Kennzeichnung „+VLFBERHT+“ (Das Kreuz hinter dem T ist die typische Schreibweise für Eisenschwerter, bei denen nur die Klingenränder aus Stahl sind) handelte es sich nach Untersuchungen von A. Williams (Wallace Collection/London) um einen Fall von Markenpiraterie im Mittelalter, bei dem minderwertiges Material zur Herstellung verwendet wurde. Danach wäre das im Film gezeigte Schwert „VLFBERH“ (ohne T) echt.
Kritiken
* Angela Zierow schrieb in TV Digital 23 vom 2. November 2007, dass auf der Comic-Con die gezeigten Ausschnitte die Fans begeisterten. Es sei ein grandios animiertes Hauen und Stechen von Regisseur Robert Zemeckis.
* Cinema.de bezeichnet die Umsetzung als „missglücktes Experiment“, unter anderem deshalb, weil „hier zu wenig Sorgfalt auf die Entwicklung der Story gelegt wurde“. Es fehle „ein Spannungsbogen, der die Neugier an der Geschichte hoch hält. Deshalb fallen Ungereimtheiten auf, die man bei einem packenden Film unbedeutend fände“.
* Filmspiegel.de meint: „‚Beowulf‘ bietet fast durchgehend das Beste, was an Animation bisher überhaupt auf der Leinwand zu sehen war“, was dem Film „über die manchmal arg müden Runden hilft. […] Zahlreiche Schockmomente im Tiefenraum sind vorprogrammiert und lassen den Puls in ungeahnte Höhen steigen […]. Spektakuläre Seherfahrung in 3D, welche die Längen und Spannungsarmut des Films angenehm zu übertünchen weiß.“
* br-online schreibt, der Film sei „[h]eftige und recht unterhaltsame Animation für alle, die mit Mythen und kämpfenden Männern was anfangen können. Technisch gesehen ist ‚Beowulf‘ innovativ und führt vor, wie das Kino von morgen aussehen könnte.“
Auszeichnungen
Bei den Satellite Awards 2007 wurde Die Legende von Beowulf in zwei Kategorien nominiert: Bester Animations- oder Real-/Animationsfilm und für die visuellen Effekte.
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